Mein wilder Garten – ein Paradies für Insekten und Vögel

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Wir Gartenbesitzer haben oft das Bedürfnis unsere Gärten genauso ordentlich zu halten wie unsere Wohnzimmer. Schließlich halten wir uns auch genauso oft darin auf. Wie oft bin ich mit dem Unkrautstecher, dem Vertikutierer und Schneckenkorn durch meinen Garten gelaufen, um Löwenzahn, Moos und Schnecken den Garaus zu machen? Dabei habe ich immer mehr vergessen, meinen Garten zu genießen.

Als mir eines Abends ein junger Igel über den Weg gelaufen ist, habe ich angefangen mich mit den Prinzipien eines naturnahen Gartens auseinanderzusetzen. Schnell wurde mir klar, dass mein Garten viel zu aufgeräumt war, um den Igel zu halten. Tatsächlich habe ich meinen kleinen Freund auch viele Jahre nicht wieder gesehen.

Ab jetzt habe ich schon bei der Pflanzenauswahl darauf geachtet, dass das Nahrungsangebot für Insekten so groß und so vielfältig wie möglich ist. Von Ende Februar bis Ende November blüht immer irgend etwas. Dabei habe ich Stauden mit möglichst ungefüllten Blüten ausgewählt. Früher war – gerade jetzt im Mai – mein Garten immer „nur“ grün. Die Frühblüher waren abgeblüht und die Sommerstauden mussten noch Kraft für ihre prächtigen Blüten tanken. Jetzt habe ich Beeteinfassungen aus Schnittlauch sowie verschiedene Zierlaucharten. Akeleien und Polsterphloxe stehen zwischen schlummernden Rosen, Lavendel, Fetthennen, und Sonnenhüten. Sie sind wunderschöne Farbtupfer in meinem Spätfrühjahrsgarten und Insektenmagnete zugleich.

Schließlich haben wir an den Grundstücksrändern Wildsträucher angepflanzt, die sowohl Insekten als auch Vögeln genügend Futter und Lebensraum bieten. Anfangs habe ich mir noch größte Mühe gegeben, um Weißdorn, Hartriegel, Berberitzen, Schneeball & Co. mit hübschen Bodendeckern zu unterpflanzen. Es war unheimlich viel Arbeit den Boden unkrautfrei zu halten. Inzwischen lasse ich der Natur ihren freien Lauf. Direkt unter den Sträuchern wachsen Moose, Gräser, Waldmeister, Bärlauch und selbst der allseits befürchtete Giersch. Der Wurzeldruck der Sträucher und ihr Schatten regulieren das übrige Pflanzenwachstum ganz von selbst. Am Rand der Sträucher wächst ein Saum von Brennesseln, Hahnenfuß und Löwenzahn. Zwei oder dreimal im Jahr trimmt mein Mann den äußersten Rand mit dem Rasenmäher, damit der Wildwuchs nicht überhand nimmt. In meiner Wildstrauchhecke leben nun zahlreiche Vögel, Weinbergschnecken, Marienkäfer, Tigerschnegel. Kleine Echsen sonnen sich auf Steinen und Totholz… und ja, es fühlt sich auch wieder ein Igel bei uns zu Hause.

Ein naturnaher Garten muss nicht unaufgeräumt aussehen, aber er bietet Kleinstlebewesen jede Menge Lebensraum. Das Ökosystem reguliert sich oft ganz von selbst und lässt auch vermeintliche Schädlinge zu, denn sie stehen auf dem Speiseplan meines geliebten Igels. Was mir persönlich am besten daran gefällt, ist die Tatsache, dass ich nun viel weniger Arbeit in meinem Garten habe und endlich mehr Zeit zum genießen bleibt.

16 comments on “Mein wilder Garten – ein Paradies für Insekten und Vögel”

  1. Mutig mutig sich der Natur im Garten so hinzugeben 🙂 Hier in Norwegen sieht man auch zu viele aufgeräumte Gärten. Dabei hat ein bekannter Gärtner hier auch bestätigt, was du schreibst: die Natur ordnet alles. Also besser sie unterstützen als zum perfekten aussehen zwingen.
    Viel Glück beim Entspannen.

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  2. Welch wunderbare Inspiration! Wir sind gerade dabei unseren neuen Garten anzulegen und möchten neben dem klassischen Obst/Gemüsenutzgarten auch einen großen naturnahen Bereich für Igel, Vogel &Co gestalten.

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  3. Toll! Ich habe meine ganze Jugend wie wild den Rasen gemäht und damit mein Taschengeld aufgebessert und ich fand den „englischen“ Rasen sogar immer schön und erstrebenswert. Heute, erwachsen ;-), sehe ich das langsam alles etwas anders und versuche auch immer mehr zurück zur Natur. Und es ist soviel schöner! Es gibt noch viel zu lernen, da so nicht alles immer so einfach ist, aber das macht ja auch Spaß! Ich freue mich über jeden Gleichgesinnten, denn für meine Nachbarschaft ist mein wilder (nicht ungepflegt, wild) Vorgarten ein Destaster :-D. Weiter so!

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  4. Sieht toll aus dieser Garten. Wir haben auch einen naturnahen Garten mit beinahe nur einheimischen Pflanzen, was in der Gegend mit überwiegend 0815 Gärten, wo wir wohnen, schon fast etwas exotisch aussieht… 😉
    LG Franz

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  5. hihi, ich hab auch eine Ecke mit Brennnesseln, das muss sein (schon wegen der Möglichkeit damit zu düngen) und auch sonst habe ich einen „Öko“-Garten … allerdings sehr unaufgeräumt. Da müssen meine Besucher durch. 🙂

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  6. Super schönes Beispiel dafür, dass es nicht immer so ordentlich sein muss. Wir halten das seit Jahren so. Aber auch weil wir zu faul für Ordnung sind, und auch, um den Tieren eine Möglichkeit zu bieten, sich heimisch zu fühlen. 😉

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  7. Genau wie bei uns:-)!!! Toll, dass es noch mehr davon gibt, die sich an ihrem Garten und der Natur erfreuen anstatt darin zu arbeiten und dann die Nase voll von Garten zu haben… die Natur ist eh schlauer als wir und weiß, was sie tut… wenn wir aufmerksam beobachten, können wir etwas formend eingreifen, das war’s, dann ist genießen angesagt:-D!

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